Zur metahistorischen Performanz der Lusiaden des Camões. Das portugiesische Nationalepos betrachtet aus der Perspektive idealer Geschichtlichkeit nach Giambattista Vico
Abstract
In diesem Aufsatz wird eine Interpretation des portugiesischen Nationalepos, der Lusiaden von Luís Vaz de Camões, angestrebt. Dafür wird in einem ersten Schritt Giambattista Vicos Scienza Nuova ein begriffliches Instrumentarium entlehnt. Mithilfe von Vicos Konzept einer ‚ewigen idealen Geschichte‘ aller Völker werden die poetischen Strukturen der Lusiaden gedeutet. So lässt sich in einem zweiten Schritt zeigen, inwiefern Protagonist Vasco da Gama und auch Autor Camões selbst zu Heroen der portugiesischen Geschichte werden, weil beide auf spezifische Weise als Heroen des Epos konfiguriert sind. Mit Vicos argumentativem Werkzeug können diese heroischen Konfigurationen und ihre Wirkkraft rekonstruiert werden. Damit eröffnet sich ein Zugang für die Erklärung des Nationalidentität stiftendenden Potentials der Lusiaden, der auf einer Analyse des Werks selbst basiert.
This essay aims at interpreting the portuguese national epos, Luís Vaz de Camões’ Lusiads. In a first step, the analytical instruments to be used in this paper are derived from Giambattista Vico’s Scienza Nuova. In a second step, the poetic structures of the Lusiads are analysed by employing Vico’s conception of ‘eternal ideal history’. It is shown how protagonist Vasco da Gama and author Camões himself both become heroes of Portuguese history, because they are configured as heroes of the epos in a specific way. These heroic configurations and their effects may be reconstructed by the means of Vico’s argumentative tools. This helps to explain the work’s capacity to shape national identity from within the work itself.