Können Konsequentialisten mit Überdeterminiertheit umgehen? Schwellenwert-Argumente und das Problem kollektiver Handlungen
Abstract
Da das Leid von Tieren in Massentierhaltung in die Welt kommt, egal ob ein Einzelner aufhört, Fleisch zu konsumieren, ist dieses Leid ‚überdeterminiert‘. Der vorliegende Aufsatz fragt, ob Handlungskonsequenzialisten durch Zuhilfenahme von Schwellenwert-Argumenten dennoch in der Lage sind, den einzelnen Akt etwa eines Hühnchenkaufs moralisch zu verurteilen. Diese Frage kann auf der Grundlage eines neueren Arguments von Shelly Kagan mithilfe spieltheoretischer Überlegungen bejaht werden, sofern man vom realistischen Bild einer möglichen Überdeterminiertheit ausgeht und zudem periodische von singulären Schwellenwerten unterscheidet. Aus diesen Differenzierungen ergibt sich also ein Systematisierungsvorschlag für die Leistungsfähigkeit von Schwellenwert-Argumenten bei Überdeterminiertheit.
Since the amount of suffering inflicted on animals through factory farming will not be diminished by a single person’s abstaining from eating meat, this suffering is ‘overdetermined’. The present paper examines whether act consequentialists can nevertheless morally condemn the act of buying a chicken by employing thresh-old arguments. Based on a newer argument by Shelly Kagan and a number of game theoretical considerations, a positive answer to this question can be given if one takes into account the more realistic notion of possible overdetermination and makes a distinction between periodic and singular thresholds. This analysis then yields a proposal for a systematization of the effectiveness of threshold arguments in the case of overdetermination.